Hallo meine Lieben,

heute möchte ich gerne meinen Beitrag zum Thema Mutgeschichten mit euch teilen.
In den letzten Jahren habe ich immer wieder all meinen Mut zusammen genommen, meine Comfortzone verlassen und somit endlich angefangen mein Leben wieder zu leben. Diesen Mut und die Liebe für das Leben möchte ich nun in die Welt ausstrahlen.

Es ist 6 Uhr morgens. Ich jage von einer Ecke meiner Wohnung in die andere. Mein Mittagessen für die Arbeit steht auf dem Herd, ich bereite mein Frühstück zu, renne zurück ins Bad und zwischendurch schlürfe ich einen Schluck Kaffee, Tränen in den Augen. Ich will nicht zu meiner Arbeit ins Büro. Ich habe es satt! Jeden Tag das gleiche. Und auch nach der Arbeit stresse ich mich nur, alles unter einen Hut zu bekommen. Mittlerweile habe ich mir eingestanden, dass alles nicht nur eine Phase ist. Ich leide unter Depressionen. Selbst auf dem Weg zu meinem Pflegepferd laufen mir die Tränen über mein Gesicht und der Gang ins Fitnessstudio ist ein verbissener Begleiter meines Alltags geworden. An einem sonnigen Tag am Wochenende möchte ich mit meinem Freund Essen gehen. Schon wieder weine ich. Draußen ist kein Platz mehr frei. Irgendwann gestehe ich mir ein, dass es so nicht weitergehen kann. In irgendeinem Leben bin ich da gefangen, welches nicht wirklich meines ist. Und doch stecke ich ziemlich tief drin und kein Ausweg scheint in Sicht. Das Gefängnis des Alltags und der Gesellschaft, in genau dem bin ich gefangen. Selbst habe ich mich dort eingesperrt. Ich habe aufgehört zu leben, zu kreieren, zu schreiben, frei zu sein und Träume zu träumen. Zunächst versuche ich einen Termin bei einem Psychologen zu bekommen, jedoch ohne Erfolg. Zum Glück. Denn etwas anderes kommt zu mir, die Erinnerung dass ich immer wirklich reisen wollte.

6 Jahre später sitze ich hier und ein Alltag ist weit entfernt. Um die ganze Welt, 37 Länder habe ich bereist. Mittlerweile bin ich keine Industriekauffrau mehr. Ich bin Vollzeit Reisende, Erntemaschinen Fahrerin, Gärtnerin, Hostel Night Managerin, Tellerwäscherin, Künstlerin und nun auch Autorin. Zwischenzeitlich noch viel mehr, die Liste ist lang. Denn ich bin nun, wer auch immer ich sein möchte. Außerdem möchte ich nun anderen Menschen helfen, aus dem Gefängnis des Alltags zu entkommen. Ermutigen, dass wir Träume träumen UND leben dürfen und können, dass wir alles schaffen können, wenn wir nur wollen. Mein Weg war ein großes Abenteuer, auf dem ich mich neu entdeckt habe.

Der erste Schritt war eine große Überwindung. Jedoch vertraute ich Osho’s Aussage “Das Leben kann nur gefährlich gelebt werden – es gibt keinen anderen Weg, wenn du es wirklich leben willst. Nur durch die Gefahr gewinnt das Leben Reife und Wachstum. Du musst ein Abenteurer sein, immer bereit das Bekannte für das Unbekannte aufzugeben.”
Und so machte ich mich auf, in ein Leben als Abenteurer.
Ich fasste all meinen Mut zusammen. Ich kündigte meinen Job und andere Verträge, stellte mein Auto in der Garage meiner Großeltern ab, mein Freund blieb in unserer gemeinsamen Wohnung und ich informierte Familie und Freunde, dass es nun für eine Auszeit von 9 Monaten nach Australien für mich geht.

Ganz alleine ging es jedoch vorerst nicht los, davor hatte ich noch große Angst. Ich fand online eine Reisepartnerin und wir stürzten uns gemeinsam ins große Abenteuer. Es war natürlich nicht einfach diesen Entschluss zu fassen. Vorallem, wenn dann noch die ganzen Ängste von außerhalb auf einen projiziert werden.
Doch es war die richtige Entscheidung gewesen. Ich schnupperte zum ersten mal wieder Freiheit. Ich spazierte an den schönsten und einsamsten Stränden der Welt, düste mit meinem Allradfahrzeug über Stock und Stein und außerdem nun auch mit Erntemaschinen über Felder in vielen Teilen von Australiens Outback! 2,5 Jahre hatte ich in Deutschland gelernt ans Telefon zu gehen und E-Mails zu beantworten. Hier hatte ich innerhalb von einer Woche gelernt riesige Maschinen zu fahren. Ich liebte dieses Leben.
6 Monate später trennten sich Ani’s und mein Weg. Es ging für mich alleine weiter. Ich dachte nicht, dass ich so schnell schon wieder meinen Mut zusammen nehmen muss, mich Ängsten und Sorgen stellen muss. Alleine wollte ich nicht weiter. Neue Travelmates zu finden und mit diesen los zu düsen löste eine unglaubliche Nervosität in mir aus, dass ich weinend meine Mutter anrief. Morgen sollte unser großer Trip los gehen entlang der unbeschreiblich schönen Westküste mit 5 anderen netten Backpackern, die ich heute zum ersten mal getroffen hatte. Alle waren total nett gewesen und etwas großartiges wartete auf mich, aber die Angst brodelte in mir. Es ging los und ich traf auf meinen ersten Engel, der mir wieder neuen Mut gab und aus mir herauskitzelte, was ich wirklich will. Und das war definitiv nicht nach Hause fliegen in 3 Monaten, wie eigentlich geplant. Einen Monat später stellte ich mich also wieder großen Entscheidungen. Die Liebe zum Reisen überwältigte meine Angst.
Weitere 1,5 Jahre zog ich um den roten Kontinent, der zu meinem zweiten Zuhause wurde.
Aber auch danach war für mich nicht Schluss mit Abenteuer und vorallem nicht mit der Reise zu mir selbst.
Nächster Stop Asien. Wieder stellte ich mich meinen Ängsten, in neue Welten, in neue Kulturen einzutauchen und zwar wieder mal alleine. Ich entschloss mich in Myanmar für 5 Tage eine Monastery zu besuchen. Dies war kein Touristenretreat. Dies war eine wirklich authentische Monastery, in der ich Schweigen lernte und vorallem stundenlanges sitzen, sowie irgendwie meine Gedanken ruhig zu stellen. Der Beginn meiner spirituellen Reise.
Ein halbes Jahr später entschied ich mich zu einem 200h Yoga teacher training in Indien. Dies erweckte eine Menge in mir. Vieles löste sich.
Dann ging es weiter nach Süd Amerika. So langsam hatte ich mich an vieles gewöhnt und viele Ängste hinter mir gelassen. Obwohl ich mich jetzt wieder in ganz neue Abenteuer stürzte. Wieder mal alleine, ohne ein Wort Spanisch zu diesem Zeitpunkt. Ich war schon um einiges gewachsen. Nicht mehr die, die ich mal war. Ich hatte mich neu entdeckt. Meine Freude in das Leben wieder gefunden, auch wenn mich Depressionen noch immer verfolgten. Meine Kreativität konnte sich wieder entfalten. Ich bastelte Schmuck, erfreute mich an der Fotografie und fing wieder an zu schreiben. Schreiben, etwas an dem ich immer Freude hatte. Jahre lang hatte ich dies jedoch nicht mehr getan.
2 weitere Jahre ging es also nun durch Chile und Kolumbien, Kanada und dann wieder zurück und durch Europa. Letztes Jahr kam mein neues Zuhause, ein VW T3 Gypsy Wohnmobil zu mir, mit dem es den Winter nach Portugal und Spanien ging. Trotz Corona. Denn ich bin nun frei. Trotzdem fehlte irgendwas. Ich folgte meinem Lebensstil, aber dort war noch eine andere Aufgabe für mich. Ein Weg, ein Ziel, ein Traum in einem anderen Sinn. Endlich wollte ich anfangen mein Buch zu schreiben. Außerdem wollte ich die Welt erwecken. Menschen unterhalten, ermutigen und inspirieren. Da ich immer ohne Laptop und Strom unterwegs war, hatte ich mein Projekt Buch immer zur Seite geschoben. Doch dann kam mir ein Geistesblitz – eine Schreibmaschine. Ich war im flow. Besser gesagt, ICH verschwand. Etwas in mir hämmerte nun 2 Wochen in die Tasten, bis mein erstes Buch in Englisch auf Papier war. In 2 weiteren Wochen fertigte ich die Deutsche Übersetzung an. Während meines Schreibprozesses bemerkte ich, dass mein Buch ein ganz besonderes Kunststück wird. Ja, es war wirkliche Kunst für mich dieses Schreibmaschinengefertigte Stück in meinen Händen zu halten. Jede Seite hatte ich einzeln zugeschnitten, mit Bleistift Ränder markiert und außerdem beschlossen, dass ich dieses Buch roh veröffentlichen werde, denn es ist perfekt genauso wie es ist. Wir brauchen keine Angst vor Fehlern zu haben, denn wir lernen aus ihnen. Das Titelbild machte ich mit meinem Handy und Selbstauslöser an meinen Wasserkanister gelehnt. Ich suchte mir eine Druckerei in Santiago de Compostela und 2 weitere Wochen später glich mein Wohnmobil einem Bücherladen. Außerdem einer Werkstatt, denn ich entschied selber Hardcover zu gestalten und zu kleben.
Nun beschäftigte ich mich auch damit, was es heißt ein Autor zu sein. Über vieles musste ich mich informieren und Entscheidungen treffen. Verlag ja oder nein, was heißt selfpublishing und wie geht das, Marketing… Was ich hier entschied und lernte war, dass auch hier ich mein eigenes Ding machen kann, so lange ich an mich glaubte. Und das tat ich. Ich wusste einfach, dass ich ganz genau auf dem richtigen Weg bin, auf meinem Weg. Alles an diesem Buch war anders, alles an diesem Buch war ich. So perfekt unperfekt wie ich bin. Meine deutsche Ausgabe ging in die Druckerei ohne sie überhaupt nochmal gelesen zu haben, ich brachte mir selbst das Hardcover binden bei und entschied mein Buch auf Spendenbasis anzubieten. Denn ich wollte es verfügbar machen für jeden, der an meiner Geschichte interessiert ist, für jeden der was lernen will. Auch mein Ziel ein Buch zu schreiben, dass nicht nur für Bücherwürmer gemacht ist, habe ich erreicht. Locker flockig leicht zu lesen. Mittlerweile habe ich viel Feedback und Anerkennung bekommen von den Menschen, die mein Buch gelesen haben. Ich konnte sie berühren. Damit, dass ich ehrlich und authentisch war. Dass ich private Dinge preisgegeben habe (was mich natürlich anfangs Überwindung gekostet hat), nicht nur von schönen Dingen berichtet habe, unterhalten konnte und Gefühle bei den Menschen auslösen konnte. Vor ein paar Jahren wäre dies ein undenkbares Projekt gewesen. Zu viel Angst, was die Leute denken. Über mich, meine Geschichte, mein Werk. Über so vieles hätte ich mir Gedanken gemacht. Heute weiß ich, dass es nur Gedanken sind. Sie ziehen vorbei. Die störenden von diesen, haben mittlerweile selten Lust vorbei zu schauen, denn ich schenke ihnen kaum mehr Beachtung.
Ich habe meinen Weg gefunden. Er ist nicht vorbei, noch so lang. Viele Schritte und Hürden werden noch kommen. Immer wieder werde ich mutig und stark sein müssen. Aber Angst habe ich nicht mehr, denn ich habe Vertrauen und Glaube gefunden.

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Ich bin Carolin, geboren 1993 und seit 2016 bin ich Vollzeitreisende. Hier auf meiner Seite nehme ich dich mit auf meine Reise.
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