“Wie finanzierst du dein Leben als Full Time Traveller?” – das fragen sich sicher viele von euch. Da ich in meinem Buch “Carolin – die Freie” darüber berichte, welche Jobs ich auf meiner Reise alle schon gemacht habe, möchte ich euch im Folgenden ein paar Ausschnitte meines Buches vorstellen, um die zu erzählen wie ich meine ganzen Backpacking Trips finanziere.
“Meine Profession ist gelernte Industriekauffrau, nun aber Erntemaschinen Fahrerin, Gärtnerin, Hostel Nightmanager, Vertrags Verkäuferin, Zimmermädchen, Tellerwäscherin und Künstlerin. Am liebsten schreibe ich, liebe es aber auch mich in meinem Schmuck und Malereien zu verlieren. Ich bin ein Träumer und frei wie ein Schmetterling.
Mit 16 Jahren habe ich die Realschule mit ausgezeichneten Noten verlassen und meine Ausbildung zur Industriekauffrau bei einer erfolgreichen Firma in meinem Ort abgeschlossen, bei der ich insgesamt 6 Jahre gearbeitet habe. Ein ganz normales Leben habe ich gelebt. 40 Stunden Woche im Büro”
Somit hatte ich mir also ein bisschen was angespart für meine große Reise. Ich denke, dass ich mit etwa 6000 Euro auf dem Girokonto gestartet bin. Allerdings habe ich nicht gleich meine ganzen Ersparnisse verbraucht, sondern habe ca. 3500 Euro davon für meinen Flug, die ersten 6 Wochen Australien und mein erstes Fahrzeug dort bezahlt. Dann habe ich mir meinen ersten Job in Australien gesucht.
“Aber erstmal brauchten wir Geld, bevor es wieder auf Tour gehen konnte. Schon ein paar Tage später saßen wir auf Ian ́s großen Erntemaschinen. Für diesen Auftragnehmer schüttelten wir nun in ganz Australien auf verschiedensten Farmen Pistazien und Oliven von den Bäumen. Leben kann so einfach sein. Zuhause hatte ich 2,5 Jahre gelernt ans Telefon zu gehen und E-Mails zu beantworten und hier hatte ich innerhalb von ein paar Tagen gelernt Maschinen zu fahren. Tatsächlich ist das neben meiner Kunst bis heute mein Lieblingsjob! Alleine in der Maschine, niemand nervt, den ganzen Tag Musik und Hörbücher hören, außerdem eine Menge Stunden am Tag und in der Woche, das heißt viel Geld in kürzester Zeit, um wieder frei zu sein. Essen und Unterkunft war auch gestellt, wir konnten also alles sparen.”
Einen Job in Australien zu finden ist also ganz einfach und Geld sparen meiner Meinung nach auch. Ich habe keine genaue Aufstellung mehr darüber, wie viel ich wirklich in der Zeit verdiente und wie viel ich in den folgenden Monaten für meine Roadtrips ausgab. Jedoch weiß ich so viel, dass ich ungefähr 6 Wochen Erntemaschinen gefahren bin und davon mehr als 4 Monat in Australien reisen konnte (inklusive 5 Inlandsflüge). Ich denke, dass ich pro Monat ungefähr 1100 AUS$ ausgegeben habe, plus ein Monat Miete für einen Campervan und genannte Flüge. Falls jemand in Frage stellt warum ich 5 Inlandsflüge in einer solch kurzen Zeit gemacht habe… Dies lag daran, dass ich zwei Besuche in dieser Zeit aus Deutschland bekam, die bedauerlicherweise Zeit- und Ortstechnisch in dem Moment nicht besser zu verbinden waren. Heute versuche ich meine Trips nicht mehr so im Zick Zack zu gestalten, der Umwelt und meinem Geldbeutel zu liebe 😉
Nach 9 Monaten, die ich jetzt schon in Australien war, landete ich in Darwin
“Wir brauchten alle Geld. Einen Job hier in Darwin zu finden, war zur Zeit aber nicht ganz so einfach. Weder wollte ich kellnern, noch Mangos Pflücken, man bekam davon wohl einen kräftigen Ausschlag. Zumindest war ich nicht verzweifelt und es war noch immer etwas Geld auf meinem australischen Konto. Außerdem war es an der Zeit das Auto zu
verkaufen. (…) ich schraubte die Nummernschilder ab und sprang mit 3000$ in Fred’s Auto. Jackpot! Trotzdem wollte ich den letzten Monat, bevor es nach Neuseeland ging noch arbeiten. Also starteten wir einen Roadtrip 4000 km durch die Mitte zu unserem Job in Dubbo. Kurzer Stop beim Uluru, ein paar Tage später waren wir da. Angekommen beim Schlachthaus. Ganz genau, das war unser Job”
.So kam es also, dass ich einen Monat in einem Schlachthaus arbeitete. Hier verdiente ich ungefähr 700 AUS$ die Woche abzüglich 100 AUS$ für die Unterkunft und 50 AUS$ Ausgaben für Lebensmittel. Somit konnte ich das Geld des Autoverkaufs erstmal wieder zur Seite legen und mein verdientes Geld in meinen nächsten Roadtrip nach Neuseeland stecken.
Ich arbeitete zwei weitere Monate in diesem Schlachthaus mit einer Unterbrechung eines weihnachtliches Besuches in meiner Heimat und ich landete wieder in Sydney, wie ein Jahr zuvor…
“Ich verbrachte dann noch eine Woche mit meiner Freundin Eve um “Workaway” bei einer Familie außerhalb von Sydney zu machen, bei der wir für ein bisschen Gartenarbeit Unterkunft und Biokost umsonst gestellt bekommen hatten. Dann ging es für mich los zum Kühe melken. Das mit den Jobs geht hier in Australien mit ein bisschen Flexibilität recht schnell und die hast du ja als Backpacker eigentlich. Allerdings war der Job recht weit weg, 2000km, mir egal! Die Hälfte davon per Anhalter (...) Wäre mein Boss nicht so ein Arschloch gewesen, wäre die Arbeit ganz cool und abwechslungsreich gewesen (...) Ich wollte wieder Maschinen fahren. Das tat ich dann auch. In Eneabba an der Westküste (...) Eine geschlossene Fahrerkabine, Klimaanlage für den Tag und Heizung für den kühlen Morgen. Es war eine riesige Farm. Wir arbeiteten in zwei Ernte Teams, zwei Schichten, plus Entlader und Mechaniker (...) 6-7 Tage pro Woche haben wir geerntet und das 11 Stunden am Tag. Ich war glücklich meinen Traumjob zu besten Konditionen zu erledigen.”
Also blieb ich hier etwas mehr als 2 Monate und hatte mittlerweile wieder knapp 10.000 AUS$ auf dem Konto. Ich ruhte mich jedoch nur kurz aus, denn in meinem zweiten Jahr Work and Holiday in Australien nutzte ich die Chance, dieses Land mit reichlich Kohle in der Tasche zu verlassen.
“Mit den Taschen voller Geld ging es zur Western Beach Lodge in Scarborough, Perth (…) Also übernahm ich ein paar Schichten als Nightmanager im Hostel. Das war auch ein toller Job. Das zahlte schon mal die Hälfte meiner Miete. Hauptsächlich musste ich eigentlich auch noch anwesend sein am Abend und später dann das Geschirr, das meine Familie stehen lassen hat abspülen, den Müll rausbringen, neue Gäste einchecken (was im Winter selten passierte) und alle ruhig halten, damit sich keine Nachbarn beschweren. Ich schaute mich dennoch nach was anderem um, denn dies waren wirklich nur ein paar Stunden 3x die Woche. Und so wurde ich zum Türklopfer für Aussie Farmers. Hört sich erstmal nicht so nach dem tollsten Job an, für ein paar Wochen aber echt okay. Es fand alles zu besten Konditionen statt. Außerdem verkaufte ich kein Mist, sondern wöchentlich kündbare Verträge für beste Produkte von lokalen Farmern, die bis vor die Tür geliefert werden.”
Nun gönnte ich mir aber wirklich etwas Urlaub und es ging drei Wochen nach Bali und eine knappe Woche nach Westneuguinea. Zurück in Australien besuchte mich eine Freundin und es ging auf einen 6 wöchigen Roadtrip von Cairns nach Sydney, für den ich noch eine separate Budgetaufstellung zur Verfügung stellen werden (Ausgaben ca. 2000 AUS$).
“Ich hatte noch 2 Monate bis mein Visa ablaufen würde und ich wollte meine letzte Chance nutzen, um noch etwas Geld aus diesem Land mitzunehmen. Ich war ja jetzt auch viel gereist. Wir wollten wieder Erntemaschinen fahren. Gesagt - getan! Dieses mal schüttelten wir keine Bäume, sondern ernteten Getreide. Und zwar jeden Tag 10-15 Stunden. Erik erntete und ich war zum Entladen zuständig. Seine Maschine blinken und ich düste mit Traktor und 30 Tonnen Anhänger zum Entladen und brachte alles zu den Silos. Unser Boss war so ein anderer verrückter australischer Farmer. Viele von denen werden etwas komisch, wenn sie ihr ganzes Leben auf diesen Farmen verbracht hatten.”
Die nächsten 2,5 Jahre verbrachte ich hauptsächlich auf Reise. Ich kehrte innerhalb dieser Zeit jedoch noch zwei mal mit einem drei monatigen Touristenvisum nach Australien zurück, fuhr Maschinen und arbeitete in Perth für einen Gartenlandschaftsbauern.
Ich reiste in dieser Zeit in Myanmar, Thailand, Indien (hier machte ich auch mein Yoga Teacher Training) und Sri Lanka. Ich machte einen Besuch Zuhause und es ging mit meinen Mädels auf einen zweiwöchigen Trip nach Bayern und an den Gardasee. Ich besuchte Freunde, die ich auf meinen Reisen kennenlernte in Berlin, Schweden und Polen. Es ging nach Süd Amerika, dort reiste ich hauptsächlich in Chile und Kolumbien.
Im Jahr 2019 ging es für mich auf ein weiteres Work and Holiday Jahr, dieses mal in Kanada.
“Mal wieder gab es keinen Plan für Kanada. Und als ich auf meinem Neuseeland Stopover mein Hostel für Kanada buchen wollte, war ich erstmal geschockt. Ich hatte zwar gehört, dass Kanada wie Australien recht teuer sein sollte, man aber weniger verdiente, aber die Hostel Preise waren ja wirklich jenseits von gut und böse! (...) Gerade in Vancouver angekommen hatte ich auch direkt ein Skype Interview mit Caithlyn. Wofür hatte ich mich gestern nochmal super müde zwischen zwei Flügen und einem emotionalem Breakdown beworben? Achja, Zimmermädchen in einem 4.5 Sterne Skiresort. Ich hatte den Job! Na das lief doch supi. Ich fand dann auch direkt noch einen zweiten Job, Tellerwäscher im japanischen Restaurant (...) Wenigstens gab es von den einen oder anderen gutes Trinkgeld, andere sind aber auch richtig dreist. Im Endeffekt machte ich aber beide Jobs recht gerne (...) Auf einmal drehte sich aber alles um 180 Grad. Corona kam! Der Berg wurde geschlossen, wir verloren unsere Jobs. Naja, außer das wir jetzt nicht mehr snowboarden konnten, war das mit den Jobs nicht ganz so schlimm, denn Kanada stellte ein ausgezeichnetes Hilfspaket bereit.”
Im März 2020 hatte ich also das letzte mal offiziell gearbeitet. Ich verbrachte weitere 6 Wochen im Haus in Kanada mit ein paar Mitbewohnern und wir machten noch einen vier wöchigen Roadtrip von Revelstoke durch die Rocky Mountains bis nach Vancouver Island.
Dann ging es für mich nach Europa, wo ich bis heute bin. Ich reiste zwei Monate durch Frankreich, Deutschland, Tschechien, Polen, Lettland, Litauen und Estland mit Zelt im kleinen Citroen C1 meiner Freundin.
Zurück in Deutschland entschied ich nun mal an meine Ersparnisse zu gehen und in ein neues Zuhause auf Rädern zu investieren. Ein VW T3 Karmann Gipsy kam meines Weges und ich steckte etwas Geld in meine “Emma”, um sie wieder richtig in Schuss zu bekommen, denn sie soll noch lange mein Zuhause sein.
Auch den Winter verbrachte ich von Ersparnissen in Portugal und Spanien. Corona machte mir einen Strich durch die Rechnung, den Winter wieder in einem Skiresort zu verbringen. Dafür kam meine Hündin Kika zu mir und daher erst recht mein Plan, was meine zukünftige Arbeit angeht. Ein paar mal musizierte ich auf der Straße. Dass ich nicht mehr für jemanden arbeiten wollte und mein eigenes Ding starten wollte, das war schon lange klar. Schon lange wusste ich, dass ich auf jeden Fall in meinem Leben schreiben möchte, doch mir fehlte noch ein Laptop und Elektrizität in meinem Wohnmobil.
“Am dritten Tag meines Fastens startete ich das Buch “Der Weg des Künstlers” von Julia Cameron. Im Vorwort erwähnte sie die Wörter “Piano” und “Schreibmaschine”. Da machte es klick! Schreibmaschine - das war’s! Wie lange wollte ich nun schon endlich mein Buch schreiben und vor allem die letzten Monate hatte ich so viel Zeit und ich dachte immer wieder darüber nach...”
Und so brachte ich mein erstes Buch auf Papier und veröffentlichte es im Selbstverlag. Wir können alles schaffen, wenn wir nur an uns glauben. So kreiere ich mir meinen Lebensweg nach meinen eigenen Fähigkeiten und Interessen. Du wirst immer irgendwo einen Job bekommen, du kannst jedoch auch darüber nachdenken, dein eigenes Ding zu starten. Denn von unterwegs kannst du so viel mehr machen, als du denkst. Vor allem als gelernte Elektriker und Handwerker bist du in Australien und Kanada sehr gefragt und kannst gutes Geld verdienen. Es ist jedoch auch eine tolle Möglichkeit mit deinem eigenen Werkzeug in einem Van unterwegs zu sein und Leuten deine HIlfe anzubieten. Viele Jobs können mittlerweile online gemacht werden. Eine andere Freundin liebt es unterwegs den Job als Babysitterin zu machen, bzw. In Familien als Nanny zu wohnen. Natürlich gibt es fast immer (zu Corona Zeiten ist natürlich alles anders 😉 ) Jobs in der Gastro und auch als Krankenpflege oder Betreuer kannst du Jobs im Ausland finden.